Brandschutz an Arbeitsstätten: Mag. Erwin Reichel im Interview

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Mag. Erwin Reichel von der Safety Certification GmbH ist Mitglied unseres Expertenteams der Community Netzwerk Arbeitssicherheit und bereits seit 2002 im Bereich Arbeitsschutz tätig.

Besonders gut kennt er sich in Sachen Chemikalien, Brandschutz und Tunnelbau aus. Er hat in Innsbruck Chemie studiert und 13 Jahre Erfahrung als Branddirektor der Berufsfeuerwehr Innsbruck gesammelt. Seit 2016 ist Herr Reichel auch für die Arbeitssicherheit beim Bauprojekt Brennerbasistunnel zuständig. 

Wir haben mit Erwin Reichel über Brandschutz an Arbeitsstätten und die Aufgaben eines oder einer Brandschutzbeauftragten gesprochen und zusätzlich allgemeine Infos zum Thema Brandschutz für Sie!

Herr Reichel, Sie bezeichnen den betrieblichen Brandschutz als eines Ihrer beruflichen Steckenpferde. Wie sind Sie dazu gekommen?

Aufgrund meiner Tätigkeit bei der Feuerwehr habe ich viele Unfälle und Brände mit langwierigen Folgen für die Betroffenen gesehen. Auch Betriebe können zum Beispiel durch einen Brand an den Rand der Existenzfähigkeit kommen. Der Schaden ist zwar meist versichert, der Verlust von Kunden jedoch, wenn man nicht mehr liefern kann, in den seltensten Fällen.

Deshalb ist es sehr wichtig, vorbeugend zu agieren, damit es gar nicht so weit kommt.

Was sind die Aufgaben eines oder einer Brandschutzbeauftragten in einem Unternehmen?

Kurz gesagt: die Kontrolle und die Übersicht über die technischen und organisatorischen Belange des Brandschutzes. Es sollte sichergestellt werden, dass alles funktioniert und ein allfälliger Schaden möglichst klein gehalten wird.

Welche Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz sollen unbedingt getroffen werden?

Besonders wichtig sind technische Kontrollen und eine solide Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Speziell die Sensibilisierung in diesem Themenbereich ist wichtig: viele Augen sehen mehr, und falls es zu einem Kleinbrand kommt, ist schnelles und zielgerichtetes Eingreifen sehr wichtig.

 

Wie oft müssen Prüfungen der verschiedenen Anlagen durchgeführt werden?

Das ist unterschiedlich und abhängig von den Anlagen bzw. den Auflagen der Behörde. Genau damit setzt sich der oder die jeweilige Brandschutzbeauftragte auseinander.

Was sagt der Begriff „Brandlast“ aus?

Damit sind unterschiedliche Gegenstände gemeint, die brennen können. Dies ist zumeist im Kontext mit Lagerungen, Fluchtwegen etc. zu sehen. Hier gilt es, die Brandlast zu verringern oder bestenfalls gar keine Brandlasten vorzufinden.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Letztendlich ist für die Einhaltung der Brandschutzvorschriften und die Umsetzung von baulichen Brandschutzmaßnahmen die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber verantwortlich.

Auflagen für Brandschutzmaßnahmen gibt es bereits vor der Errichtung von Gebäuden; sie werden von den zuständigen Behörden ausgeschrieben. Wände und Decken müssen entsprechende Anforderungen erfüllen, damit die Brandausbreitung auf einen Brandabschnitt begrenzt werden kann, auch im zeitlichen Sinne.

Zudem soll ein rasches Verlassen des Gebäudes sichergestellt werden. Hier spielen Brandschutztüren, Brandschutzklappen und Brandschutzschottungen eine wichtige Rolle.

Aufbewahrungsorte für Löschhilfen und Fluchtwege müssen gut sichtbar gekennzeichnet sein.

Bei Brandschutzvorkehrungen ist in Österreich eine Reihe von Vorgaben zu berücksichtigen:

  • EU-Richtlinien und Bundes- sowie Landesgesetze
  • entsprechende ÖNORMEN
  • Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik
  • Gutachten von Brandschutzsachverständigen
  • anerkannte Regeln der Technik
  • technische Richtlinien des vorbeugenden Brandschutzes (TRVB)
  • Richtlinien des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands (ÖBFV)

Im Sinne der Sicherheit im Betrieb ist die Umsetzung von baulichen Brandschutzmaßnahmen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Interesse!


Über die Autorin

Hilde Boss
Sortimentskommunikation Arbeitsschutz
Hilde Boss ist zuständig für die Sortimentskommunikation im Bereich Arbeitsschutz bei Haberkorn. Sie ist die erste Ansprechpartnerin für Kommunikationsmaßnahmen und bereitet relevanten Content zu Fachthemen für geeignete Kommunikationskanäle auf.