"Kunststoffe werden weiterhin unsere Gegenwart und Zukunft prägen"
Ihr Unternehmen hat sich schon vor vielen Jahren dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Wie ist der Prozess vor sich gegangen bzw. die Entscheidung gereift, FITT zu einem Benefit-Unternehmen zu machen?
Im Jahr 2019 feierten wir unser 50-jähriges Bestehen. Nachdem wir mit Stolz auf das bisher Erreichte zurückblickten, beschlossen wir, uns auf die Zukunft und die Verantwortung zu konzentrieren, die wir gegenüber künftigen Generationen empfinden. Aus diesem Grund haben wir die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unserer Zukunftsstrategie gestellt. Nachhaltigkeit hat in unserem Unternehmen immer einen Platz gehabt, auch wenn sie nicht so genannt wurde, und zwar durch Aktivitäten im Zusammenhang mit sozialen und ökologischen Fragen. Im Jahr 2021 haben wir das, was wir bereits unbewusst taten, formalisiert und wurden zu einer Società Benefit (italienisch für Benefit-Unternehmen).
Wie Sie selbst betonen, spielen Kunststoffe bzw. Plastikmaterialien in unserem Leben eine wichtige Rolle – und es gibt kaum Momente in unserem Alltag, in denen wir ohne Plastik auskommen. Es ist aber auch unbestritten, dass Plastik und Mikroplastik häufig für Umweltverschmutzung verantwortlich sind. Wie kann man diesem Problem entgegenwirken – insbesondere als kunststoffverarbeitendes Unternehmen?
Es ist wahr, dass es fast ein Widerspruch zu sein scheint, mit Kunststoffen zu arbeiten und gleichzeitig ein nachhaltiges Unternehmen zu sein. Dennoch ist jede und jeder bei FITT bestrebt, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln und zu verwirklichen, ohne Ausnahmen zu machen. Bei der Beförderung von Flüssigkeiten und Gasen ist die Verwendung von Kunststoffen von entscheidender Bedeutung. Aufgrund einiger seiner Eigenschaften ist Kunststoff nicht nur das leistungsfähigste Material, sondern hat oft auch die geringsten Umweltauswirkungen unter allen heute verfügbaren Alternativen. Aus diesem Grund investieren wir in Innovation, in die Forschung nach revolutionären Materialien, die die gleichen – oder manchmal sogar bessere – Leistungsniveaus garantieren, aber mit weniger Rohstoffen auskommen. Wir nutzen die Ökobilanz nach den Normen ISO 14040 und ISO 14044, um wissenschaftlich zu messen, denn nur wenn wir wissen, welche Auswirkungen wir auf die Umwelt haben, können wir diese reduzieren. Wir verfolgen einen Lieferkettenansatz, der alle Parteien, die mit uns in Kontakt kommen, aktiv einbezieht: Veränderungen können schneller eintreten, wenn wir Systemsynergien schaffen, bei denen wir alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Welche Arten von Kunststoff und PVC werden bei FITT verwendet?
Jede Lösung ist auf maximale Leistung in Bezug auf Haltbarkeit, Ergiebigkeit und Funktionsfähigkeit ausgelegt und wird mit einer spezifischen Formel hergestellt, die die Verwendung dieser Kunststoffarten vorsieht: PVC, Polyethylen hoher Dichte (HDPE), Polyethylen niedriger Dichte (LDPE), thermoplastische Elastomere (TPE), thermoplastisches Polyurethan (TPU) und thermoplastische Vulkanisate (TPV).
Wie kreislauffähig ist Kunststoff in der Praxis?
Wenn er nicht verunreinigt ist und von anderen Materialien getrennt werden kann, ist Kunststoff zu 100 % recycelbar. Dennoch können wir als Verbraucher bei der Entsorgung von Kunststoffen nur Verpackungsmaterialien sortieren. Es gibt jedoch Technologien, mit denen auch andere langlebige Kunststoffprodukte wiederverwertet werden können.
Europa hat für 2030 das Ziel „Zero Waste“ vorgegeben – das heißt, es sollen keine verwertbaren Abfallmaterialien wie Kunststoff mehr auf Mülldeponien entsorgt werden. Aktuell ist es jedoch so, dass nur knapp 33 % wiederverwertet werden, der Rest endet in Verbrennungsanlagen (42,6 %) bzw. kommt auf die Mülldeponie (24,9 %). Da ist noch ein langer Weg zu gehen. Wie kann das Ziel „Zero Waste“ erreicht werden?
Für das, was derzeit recycelt werden kann, ist es notwendig, den Endverbraucher über die richtige Abfallentsorgung aufzuklären und in Technologien zur Materialsortierung zu investieren. Für andere Kunststoffprodukte könnte eine Lösung in der Kreislaufwirtschaft liegen: die Verwertung innerhalb derselben Produktkategorie. FITT wendet diesen Ansatz bereits an: Wir verfügen über Recyclinganlagen an unseren drei Industriestandorten – Italien, Frankreich und Polen –, sodass wir alle PVC-Abfälle aus unserer eigenen Produktionskette, aber auch postindustrielle PVC-Abfälle aus anderen Sektoren (hauptsächlich aus der Automobilindustrie) umgehend verwerten können. Im Jahr 2020 haben wir 79 % der PVC-Abfälle recycelt.* Für andere Materialien laufen derzeit Studien, um Null-Abfall zu erreichen.
* Daten aus dem Nachhaltigkeitsbericht 2021
Hat Kunststoff, langfristig gesehen, überhaupt eine Zukunft?
Kunststoffe werden auch weiterhin unsere Gegenwart und unsere Zukunft prägen. Aber nur wenn wir in der Lage sind, die globalen Herausforderungen im Zusammenhang mit den negativen Auswirkungen ihrer Verbreitung in der Umwelt zu bewältigen, werden wir das Potenzial dieser Materialien voll ausschöpfen können. Deshalb ist es notwendig, eine Wertschöpfungskette für Kunststoffe zu schaffen, die mit dem ordnungsgemäßen Recycling von Abfällen beginnt und zur Kreislaufwirtschaft führt und die unserer Gesellschaft weiterhin Nutzen bringt und gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Danke für das Gespräch!