Probleme und Lösungen

Schnittschutzhandschuhe – Schutz vor Schnitten und Stichen

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Für Arbeiten mit scharfkantigen Materialien werden Schnittschutzhandschuhe benötigt. Um gewährleisten zu können, dass schnittfeste Handschuhe auch wirklich schützen, wenn es darauf ankommt, werden die Materialien auf Basis der EN 388:2016 mit zwei Verfahren geprüft.

Schnittschutzhandschuhe sind Arbeitshandschuhe, die insbesondere vor Belastungen wie Abrieb, Schnitt, Reißen und Durchstechen schützen. Notwendig ist das vor allem bei Tätigkeiten mit Metall oder Holz, bei denen die Hände vor mechanischen Verletzungen geschützt werden müssen.

Das bedeutet die Kennzeichnung bei Schnittschutzhandschuhen

Es gibt verschiedene Typisierungen auf Handschuhen, die Anwender unbedingt kennen sollten.

Generell muss die Kennzeichnung von Arbeitshandschuhen zumindest das CE-Zeichen, die Typen-, Artikel- oder Modellnummer, die Größe, den Handschuhnamen (oder Artikelnamen), die Anschrift und den Namen des Herstellers sowie – sofern die Schutzwirkung im Laufe der Zeit beeinträchtigt wird – das Herstellungsdatum beinhalten. Diese Informationen befinden sich entweder direkt auf dem Arbeitshandschuh, oder auf dem Etikett im Inneren des Schutzhandschuhs.

Schnittschutzhandschuhe werden in drei verschiedene Kategorien unterteilt.

  • Kategorie 1 = für „minimale Risiken“
  • Kategorie 2 = für „mittlere Risiken“
  • Kategorie 3 = für „hohe Risiken“

Piktogramme auf den Schnittschutzhandschuhen geben an, worauf sie geprüft wurden. Ob ein Handschuh gegen mechanische Gefährdungen schützt, kann ebenfalls an den Piktogrammen und Leistungsstufen erkannt werden. Befindet sich ein „i“ neben dem Piktogramm, muss auf jeden Fall die Herstellerinformation beachtet werden. 

Die Prüfverfahren für Schnittschutzhandschuhe

Mit der EN 388:2016 gibt es zwei grundlegende Methoden für den Test der Schnittfestigkeit. Das bisherige Testverfahren (Coupe-Verfahren) bleibt bestehen, wird aber nur noch für Materialien verwendet, die sich nicht auf die Klingenschärfe auswirken. Neu dazu kommt die TDM-Testmethode nach EN ISO 13997. Bei den Testverfahren wird großer Wert auf Praxistauglichkeit gelegt. Es werden vor allem die Schnittfestigkeit und der Schutz gegen stoßartige Gefahren geprüft.

Aus der TDM-Methode resultieren neue Leistungsstufen von A bis F, wobei F die höchste Leistungsstufe darstellt. Dadurch ändert sich die Kennzeichnung auf Schutzhandschuhen.

Die ersten vier Ziffern bleiben gleich, jedoch wird an fünfter Stelle zuzsätzlich das Testergebnis nach der TDM-Methode angegeben. Wenn der Schutzhandschuh zusätzlich einer Stoßprüfung standhält, kann an sechster Stelle außerdem der Buchstabe P angegeben sein.

Trägermaterialien bei Schnittschutzhandschuhen

Schnittschutzhandschuhe können aus verschiedenen Trägermaterialien hergestellt sein. Diese besitzen unterschiedliche Merkmale.

  • Dyneema®/HPPE: Schnittschutzhandschuhe aus diesem Material bieten eine hohe Schnitt- und Abriebfestigkeit, sind fuselarm und erzeugen ein kühles Tragegefühl.
  • Dyneema® - Technologie: Sie überzeugen durch eine exzellente Schnittfestigkeit dank extrem dünnen Fasern.
  • Glasfaser: Arbeitshandschuhe aus Glasfaser sind nicht nur schnittfest, sondern auch extrem leicht.
  • Kevlar®: Dieses Trägermaterial bietet einen vielseitigen und starken Schnittschutz sowie Thermoschutz.
  • Edelstahl: Schnittschutzhandschuhe aus Edelstahl sind stark und überzeugen durch hohe Schnittfestigkeit.
  • Leder: Sie sind besonders für mechanische Risiken geeignet und dank spezieller Gerbungen lässt sich die Schutzwirkung weiter verbessern.

Bei textilen Materialien wird zwischen Naturfasern und Chemiefasern unterschieden. Schnittschutzhandschuhe aus Naturfasern eignen sich besonders gut für trockene Arbeiten. Chemiefasern wie zum Beispiel Aramit oder Nylon haben eine hohe Festigkeit und eignen sich daher gegen Schnitte, Abrieb oder Schmutz. Kunststoffbasierte Schnittschutzfasern sind dann für mechanische Risiken empfehlenswert, wenn gleichzeitig Kontakt mit flüssigen Chemikalien und Nässe gegeben ist. Metallische Schnittschutzfasern bieten hohen Schutz gegen Schnitt- und Stichverletzungen.

Einsatzfähigkeit von Schnittschutzhandschuhen

Generell kann die Einsatzfähigkeit von Schnittschutzhandschuhen durch eine Sichtprüfung bzw. Tastprüfung festgestellt werden. Hierbei wird vor allem auf Brüchigkeit, Risse, Löcher oder Materialabrieb geachtet. Auch das eventuelle Ablaufdatum solle beachtet werden. Am besten behalten Schutzhandschuhe ihre Qualität, wenn sie an einem luftigen, trockenen und sauberen Ort gelagert werden.

Auswahl von Schnittschutzhandschuhen

Die Basis aller Entscheidungen ist die gesetzlich vorgeschriebene und schriftlich zu dokumentierende Arbeitsplatzevaluierung. Hier werden nach dem STOP-Prinzip die Gefahren angegangen (Substitution, technische Schutzlösungen, organisatorische Schutzlösungen und persönliche Schutzlösungen). Welche Arbeitshandschuhe für Ihre spezifische Tätigkeit den idealen Schutz und Komfort bieten, kann nur ein Praxistest zeigen. Auf dem Papier könnten viele Handschuhe geeignet sein. Ein fundierter Test gibt Sicherheit und motiviert die Anwender.


Über den Autor

Bernhard Bär
Haberkorn Experte
Bernhard Bär ist seit 15 Jahren Sortimentsmanager für Arbeitsschutz bei Haberkorn. Er gestaltet und vermarktet das Arbeitsschutz-Sortiment mit Blick auf die Kundenbedürfnisse.